Eric – 63

Eric – 63

Das Klingeln eines fremden Handys riss mich aus dem Schlaf. Es bimmelte in einer Lautstärke, dass ich mir wünschte, jemand würde das Drecksding nehmen und aus dem Fenster werfen. Stöhnend rollte ich mich im Bett herum und setzte mich schwerfällig auf. Der Schmerz kam jäh und unerwartet, er stach mir brutal in die Schläfen und ich presste meine Handflächen dagegen. Dann blickte ich mich blinzelnd um.

Ich war in meinem Hotelzimmer. Mein T-Shirt lag zerknüllt auf dem Boden, daneben eine Flasche Tequila. Mit einem Gefühl, als müsste ich gleich kotzen, sah ich mich weiter um. Auf dem Couchtisch standen zwei leere Gläser neben einem vollen Aschenbecher. Irritiert kniff ich die Augen zusammen. Die Zigarettenmarke kannte ich nicht. Dann fiel mein Blick auf ein schwarzes Kleid auf dem Boden und ich erstarrte.

Im gleichen Moment erklang ein würgendes Geräusch aus dem Bad und fuck, am liebsten hätte ich gleich mitgemacht.

„Nein“, murmelte ich und kam schwankend auf die Beine. Wieder ging das beschissene Handy an und der fürchterliche Klingelton riss an meinen Nerven. Fluchend bückte ich mich zu meinem T-Shirt und zog es mir mit rasender Pumpe über den Kopf. Ich hatte einen pelzigen Geschmack im Mund und keinen Plan, was die letzten Stunden passiert war.

Wobei ich mir das bei einem Blick auf das beschissene Kleid ausrechnen konnte.

In dem Moment ging die Klospülung und ein paar Sekunden später erschien die Kleine von der Bar im Türrahmen. Sie trug nur Unterwäsche und sah genauso zerstört aus, wie ich mich fühlte.

„Sorry wegen der Kotzerei“, murmelte sie heiser und ging unsicher zu ihrem Kleid, das noch immer am Boden lag.

Ich schluckte trocken, als sie sich stöhnend bückte und das Ding über ihren dünnen Körper zog. Ihre blonden Haare hatten die gleiche Länge wie die von Esther, und allein an sie zu denken, fühlte sich an, als würde mir jemand mit Anlauf in die Eier treten.

Ich hatte sie betrogen. Fuck, ich verdammtes Arschloch hatte sie mit einer Barkeeperin betrogen, deren Namen ich nicht mal kannte.

Wieder bimmelte ihr Scheißhandy und sie klemmte es sich zwischen Ohr und Schulter, während sie in ihre Highheels schlüpfte.

„Hallo?“, flüsterte sie in den Hörer. „Ja, mir geht’s gut. Ich bin schon auf dem Weg nach Hause.“ Mit diesen Worten nickte sie mir knapp zu, schnappte sich ihre Tasche und war zwei Sekunden später draußen.

Die Tür fiel mit einem leisen Klicken ins Schloss und ich Idiot stand noch immer da und hoffte, dass das ein beschissener Traum war, aus dem ich aufwachen würde. Aber das Einzige, was passierte, war, dass mir der verfickte Tequila wieder hochkam.

 

„Na? Scheint ja ne harte Nacht gewesen zu sein“, grinste Aron, als ich ein paar Stunden später die Jungs in der Lobby traf.

„Fick dich“, knurrte ich und setzte meine Sonnenbrille auf.

Er verzog spöttisch das Gesicht. „Selber, Sonnenschein.“

Ich wandte mich ruckartig ab und ballte die Hand zur Faust. Dabei hätte ich mir am liebsten selbst in die Fresse geschlagen. Jedes Mal, wenn ich an Esther dachte, durchfuhr mich so ein Scheißgefühl, dass ich am liebsten gleich weitergekotzt hätte. Was war ich nur für ein verdammtes Arschloch.

„Weiß jemand, wo Simon ist?“, hörte ich Noah fragen.

„Er wollte nach der Party noch ins Casino“, erklärte Cliff und sah sich in der Lobby um.

„Mann, das nervt“, ätzte Aron. „Der Typ kommt ja inzwischen öfter zu spät, als Eric.“

„Bleib cool“, erwiderte Cliff. „Dann fliegen wir eben ne Viertelstunde später. Ist doch keine große Sache.“

„Es hat verdammt noch mal was mit Respekt zu tun“, hielt Aron dagegen und ich wandte mich ab, weil ich keinen Bock auf die Kindergartenscheiße hatte.

In dem Moment klingelte mein Handy. Genervt zog ich das Ding aus meiner Jeans und runzelte die Stirn, als ich den Namen von Esthers Freundin sah.

„Hey“, murrte ich und versuchte, mein schlechtes Gewissen für einen Moment zur Seite zu schieben. „Was ist los?“

Sie zögerte kurz, bevor sie zu reden anfing und ich spürte, wie sich meine Finger um das Handy verkrampften.

„Was ist passiert?“, wiederholte ich.

7 thoughts on “Eric – 63

  1. Och Mensch Eric!
    Ich hoffe doch es ist nichts passiert zwischen den beiden und sie „nur“ betrunken im selben Bett geschlafen haben….selbst das wäre schon schlimm genug.
    Die arme Esther.

    Und jetzt muss ich noch so lange warten bis Dienstag.
    Ihr macht mich echt fertig?

  2. So, wie das rueberkommt ,hat er doch selber keine Ahnung mehr was eigentlich zwischen beiden passiert ist.Ziemlich traurig,wenn man denkt er so eine niedrige Reizschwelle hat und bei der erstenen Gelegenheit gleich zugreift.Was ist da mit Vertrauen? Null.

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