Sie erstarrte neben mir und ich hätte mich ohrfeigen können für meine verfluchte Gedankenlosigkeit.
„Wie meinst du das?“, wollte sie wissen.
Ich wich ihrem Blick aus. Es war eine scheiß Idee gewesen, herzukommen.
„Vergiss es“, murmelte ich. „Das hat nichts mit dir zu tun.“
„Hat es denn mit dir zu tun?“, fragte sie zurück.
Ich atmete tief durch. „Ich wollte das nicht sagen.“ In Wahrheit hatte ich es nicht mal denken wollen. Aber mein verfluchter Erzeuger, mit dem ich das letzte Mal in der Kirche gewesen war, schob sich immer wieder in meine Gedanken. Die Vorstellung, dass er noch irgendwo existierte, selbst wenn er tot war, war einfach nichts für mich.
Sie nickte und blickte dann an mir vorbei zu den Buntglasfenstern, die von der Abendsonne zum Leuchten gebracht wurden. „Manchmal habe ich das Gefühl, du hast mir mehr anvertraut, als ich noch im Koma gelegen habe“, bemerkte sie leise. In ihrer Stimme lag kein Vorwurf, es war eine bloße Feststellung, aber ihre Worte versetzten mir einen Stich. Hatte sie recht? Gehörte ich zu den Idioten, die alles kaputt machten, weil sie ihre verdammte Fresse nicht aufbekamen?
„Es tut mir leid“, sagte Esther in dem Moment. Es klang aufrichtig und ich sah sie verwirrt an. „Ich hätte dich nicht bedrängen sollen, herzukommen.“ Sie stand auf. „Lass uns einfach wieder gehen, okay?“
Ich sah, wie sie mir die Hand entgegenstreckte und schüttelte den Kopf. „Nein.“ Entschieden zog ich sie zurück auf die Bank. „Mach das nicht. Entschuldige dich nicht für etwas, wofür du nichts kannst.“
Sie sah mich unschlüssig an und ich sprach schnell weiter. „Es liegt nicht an dir. Glaub nicht, dass irgendwas von der Scheiße, die ich mit mir rumschleppe, mit dir zu tun hat.“
„Okay“, flüsterte sie. „Du musst es mir nicht erklären.“
„Ich weiß. Aber ich will, dass das mit uns … funktioniert, verstehst du?“ Ich kam mir wie so ein verdammter Waschlappen vor, als ich die Worte hervorstieß, aber es half nichts, es war nun mal die Wahrheit.
„Was genau …“ Sie räusperte sich. „Was genau ist das denn zwischen uns?“
Ich runzelte die Stirn. „Wie meinst du das?“
Sie errötete sanft. „Ich meine, wie du das bezeichnen würdest.“
Ich zog eine Augenbraue hoch. „Wie würdest du es denn bezeichnen?“
Jetzt blitzte sie mich verärgert an und ich konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Meine verfluchten Dämonen steckte sie weg wie nichts, aber wenn es darum ging, unsere Beziehung zu definieren, verstand sie offenbar keinen Spaß.
„Hm. Ich schätze, ich würde es als Abenteuer bezeichnen“, sagte sie in dem Moment.
„Als Abenteuer“, wiederholte ich trocken.
Sie nickte. „Ganz genau. Ich wollte schon immer einen Rockstar flachlegen.“ Der Satz hallte laut durch die Kirche, genau in dem Moment, als die Tür von zwei älteren Damen aufgedrückt wurde. Die beiden Omas verharrten auf der Schwelle und starrten neugierig in unsere Richtung. Esther fuhr erschrocken herum und ich musste leise lachen.
„Vielleicht solltest du das noch ein bisschen lauter sagen, falls es nicht alle gehört haben“, flüsterte ich ihr zu. Diesmal konnte ich richtig dabei zusehen, wie ihr das Blut in die Wangen schoss, und hätte sie am liebsten geküsst.
„Und wie würdest du das zwischen uns bezeichnen?“, gab sie durch zusammengebissene Zähne zurück und wandte sich wieder mir zu.
Ich zuckte mit den Achseln. „Ich hätte gesagt, du bist meine Freundin, aber da wusste ich noch nicht, dass du einfach nur auf Rockstars abfährst.“
Sie kniff die Augen zusammen. „Freundin also. So was wie Friends with Benefits?“
Ich schmunzelte. „Nach deiner letzten Aussage denke ich eher an Groupies forever.“
Sie schnaubte und gab mir einen leichten Klaps auf die Schulter. Ich grinste und zog sie an mich. „Hast du es denn noch nicht verstanden?“, raunte ich dann leise an ihrem Hals. „Ich will mehr als nur Benefits, Esther. Ich will das andere große B.“
„Brüste?“, fragte sie forsch und ich musste lachen.
„Sind auch nicht schlecht“, gab ich zurück.
„Und was noch?“, fragte sie herausfordernd.
Ich sah ihr direkt in die Augen. „Eine Beziehung.“
*schmelz*
Ich muss immer so grinsen! Es macht so Spass eure Geschichte zu lesen und es heitert mich auf, Geduld zu haben, bis ich wieder gesund bin.
Liebe Grüsse Valérie und?(sie schnuppert dauernd am iPad)