Eric – 132

Eric – 132

 

„Wie hast du das geschafft?“, fragte Esther und schlang im Gehen ihren Arm um meine Hüfte. Wir hatten uns nach dem Abendessen bei ihren Eltern zu einem kleinen Spaziergang abgeseilt. Die Nacht war mild und von irgendwo war das Zirpen von Grillen zu hören. Ich zog sie im Mondlicht an mich und atmete den Duft ihres Shampoos ein.

„Was geschafft? Deinen Vater von mir zu überzeugen?“

Sie lächelte. „Tim brauchte einen Monat, bis Dad soweit war, ihn ins Haus zu lassen.“

Ich unterdrückte ein Seufzen. „Lass uns nicht schon wieder über den Idioten reden.“

Esther lachte. „Bist du etwa eifersüchtig?

„Auf den Typen?“ Ich schnaubte leise, bevor ich stehenblieb und sie an mich zog.

Sie machte die Stimme ihrer Tante nach. „Immerhin ist er jetzt der Leiter einer Tiefkühlkette.“

„Stimmt.“ Mit den Fingern fuhr ich die Konturen ihres wunderschönen Gesichts nach. „Und ich bin nur ein Typ mit einer Gitarre.“

„Ich dachte, Aron ist der Typ mit der Gitarre.“

„Noch schlimmer. Ich bin nur der Typ hinter dem Mikro.“

„Aber was für ein Typ hinter dem Mikro“, flüsterte sie und stellte sich auf die Zehenspitzen um mich zu küssen. Ich vergrub meine Finger in ihren langen Haaren und sog das Gefühl ihrer weichen Lippen auf meinen in mich auf. Fuck, in dem Moment hätte ich selbst meine Stimme für sie gegeben.

„Danke“, hauchte sie nach dem Kuss.

Stirnrunzelnd sah ich sie an. „Wofür denn?“

„Dafür, dass du mich so glücklich machst.“ Als ich nicht sofort antwortete, fuhr sie rasch fort: „Und dass du mit meinem Vater heute golfen warst. War es sehr schlimm?“

„Er hat mich vernichtend geschlagen.“

„Das meinte ich nicht.“

Ein dünner alter Mann mit einem Schäferhund warf uns einen missmutigen Blick zu, weil wir den Gehweg blockierten, und ich ging mit Esther weiter.

„Dein Vater hat mir ordentlich auf den Zahn gefühlt.“

Esther seufzte. „Das hab ich mir gedacht.“

„Er will einfach nur dein Bestes.“ Ich zog tief die kühle Nachtluft in meine Lungen. „Ich kann ihn sogar verstehen. Wenn ich eine Tochter hätte, würde ich mir den Kerl, den sie heiratet, auch vorknöpfen.“

Esther schwieg einen Moment lang. „Willst du es eigentlich wissen?“, fragte sie dann.

Ich kickte mit der Schuhspitze einen Kieselstein auf die Straße. „Was wissen?“

„Ob wir eine Tochter bekommen.“ Sie stockte kurz. „Oder einen Sohn.“

Die Wörter schlugen bei mir ein wie Abrissbirnen.

Tochter. Sohn. Scheiße, das machte es irgendwie noch realer, als nur von einem Baby zu sprechen.

„Keine Ahnung“, erwiderte ich etwas verspätet. „Willst du es denn?“

Sie zögerte. „Ich dachte immer, dass ich es wissen wollen würde. Aber im Moment fände ich es irgendwie schöner, mich überraschen zu lassen.“

Langsam ließ ich den Blick zum Mond hinauf wandern, der wie auf so einem kitschigen Postkartenmotiv leuchtend gelb am Himmel hing.

„Okay. Dann lassen wir uns überraschen.“

„Ehrlich?“

Ich nickte. „Wieso nicht? Früher wussten es die Leute schließlich auch erst, wenn der kleine Schreihals da war.“

Esther strich sich im Gehen über den Bauch. „Unser Baby wird kein Schreihals.“

„Hoffentlich“, murrte ich in Richtung ihrer Körpermitte. „Sonst singt dir Daddy was vor, um dich zu übertönen.“

„Oh-oh“, sagte Esther zu dem Baby. „Das würde ich ernst nehmen. Daddy kann nämlich ziemlich laut singen.“

„Laut ist alles, was dir zu meinem Gesang einfällt?“

„Und ziemlich gut“, fügte sie kichernd hinzu.

„Ich kann eine Menge Dinge ziemlich gut“, sagte ich und zog sie erneut an mich.

Sie lachte. „Zum Beispiel fluchen.“

„Ich dachte da an was anderes“, sagte ich und küsste mich sanft von ihrem linken Ohr den Hals hinunter. Sie keuchte leise auf und das Geräusch war so sexy, dass ich sie am liebsten gegen die nächste Hauswand gepresst hätte. „Lass uns ein Baby machen“, flüsterte ich ihr ins Ohr.

„Haben wir doch schon“, flüsterte sie atemlos zurück.

Ich zog ihre Hüften ganz nah an meine. „Dann lass uns für das nächste üben.“

Sie sah mit verschleiertem Blick zu mir auf. „Okay“, murmelte sie dann. „Aber wir müssen leise sein. Sonst nimmt mein Dad seinen Segen vielleicht wieder zurück, wenn er uns im Bett erwischt.“

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