„Wie lange machen Sie das schon?“, fragte ich den Schrank von einem Typen, den mir McLoyd kurz nach unserem Gespräch vorbeigeschickt hatte.
„Acht Jahre“, antwortete er knapp und ließ seinen Blick durch die Suite wandern, als ob er selbst hier einen Angriff für möglich hielt. Als seine Augen für einen Moment Zoe streiften, schoss ihr die Farbe in die Wangen. Rasch schlug sie die Beine übereinander und versuchte, cool auszusehen, woran sie kläglich scheiterte.
„Und in diesen acht Jahren haben Sie ausschließlich als Bodyguard gearbeitet?“, fragte ich weiter und ging zur Bar, um mir einen Drink einzuschenken.
„Das ist richtig, Sir.“
Ich griff nach dem Whiskey und schraubte die Flasche auf. „Wollen Sie auch einen?“
„Ich trinke nicht.“
„Niemals?“, fragte ich und sah mir den Typen nochmal genauer an. Er war ungefähr so groß wie ich, hatte aber sicher zwanzig Kilo mehr Muskelmasse und eine Frisur wie Superman. Und genauso himmelte Zoe ihn auch an, seit er die Schwelle zur Suite betreten hatte.
Ich hatte sie noch nie im Balzmodus erlebt und konnte nach den zehn Minuten, die Jackson inzwischen hier war, nur eines sagen: Es war zum Kotzen.
„Alkohol vermindert die Reaktionsfähigkeit“, erwiderte Jackson, als würde das ausreichen, um nie wieder einen Tropfen anzurühren.
„Okay“, sagte ich gedehnt und warf ein paar Eiswürfel ins Glas. „Mein Anwalt sagte, Sie hätten hervorragende Referenzen. Was haben Sie denn gemacht, bevor Sie Leibwächter wurden?“
„Ich war bei der Polizei“, sagte Jackson und verschränkte die muskelbepackten Arme vor der Brust. „Drogenfahndung.“ Dabei sah er mir direkt in die Augen und ich unterdrückte ein Schmunzeln. Zumindest war der Typ kein Speichellecker, denn er machte keinen Hehl daraus, dass er Typen, die Drogen nahmen, nicht ausstehen konnte.
Typen wie mich. Wobei es egal war, ob er mich leiden konnte oder nicht. Wichtig war, dass er Esther vor den beschissenen Paparazzi beschützen konnte. Mal abgesehen davon, dass ich das Zeug auch schon eine Weile nicht mehr angerührt hatte.
„Klingt nach einem aufregenden Job“, sagte ich, woraufhin der Kasten wieder schwieg.
„Wurden Sie auch mal angeschossen?“, fragte Zoe und beugte sich interessiert nach vorne. Genervt kniff ich die Augen zusammen. Sie hatte zwar kaum was in der Bluse, aber es gefiel mir trotzdem nicht, dass sie Jackson ihren Ausschnitt präsentierte.
„Zwei Mal“, antwortete dieser ungerührt.
„Und Ihre Schutzpersonen?“, hakte ich nach. „Haben die schon mal etwas abbekommen?“
„Negativ.“
„Wow“, hauchte Zoe und ich hätte sie am liebsten auf die Terrasse geschickt, damit sie sich in dem verdammten Pool abkühlte.
Wobei – nein, das war auch eine beschissene Idee.
„Okay, also von mir aus können Sie ab morgen anfangen“, knurrte ich, um die Sache abzukürzen. „Haben Sie noch irgendwelche Fragen?“
„Einige“, antwortete Jackson. „Zuallererst muss ich wissen, ob der Schutzauftrag offen oder verdeckt durchgeführt werden soll.“
Ich runzelte die Stirn und nippte an meinem Whiskey. „Offen“, entschied ich dann. „Ich möchte, dass die verdammten Arschlöcher sie in Ruhe lassen.“
„Sehr wohl“, sagte Jackson. „Entscheidend ist auch, inwieweit die Schutzperson gewillt ist, Einschränkungen ihrer persönlichen Freiheit und Intimsphäre in Kauf zu nehmen.“
Zoe warf mir einen spöttischen Blick zu, während sie mit dem Fuß auf und ab wippte. „Ich schätze, dieser Wille ist bei Esther eher schwach ausgeprägt, was meinst du?“
„Lass das meine Sorge sein“, gab ich zurück und stürzte den Whiskey hinunter. Dabei rotierten die Gedanken in meinem Schädel.
Fuck. Ich hatte bisher noch nicht daran gedacht, aber Esther würde wahrscheinlich lieber in einem Bikini durch die Fußgängerzone tanzen, als auf Schritt und Tritt von einem Bodyguard begleitet zu werden.
Zoe schob sich eine schwarze Haarsträhne hinters Ohr und zog eine Augenbraue hoch. „Lass mich raten, Eric. Esther weiß noch nichts von ihrem Glück, oder?“
Ja, das ist eigentlich einzig gute Idee um Esther zu schützen. Wenn sie nicht einwilligt, hat sie schlechte Karten. Bin schon gespannt, wie sie darauf reagiert…. oder hat sie bessere Idee?
Ach, arme Esther! Auch wenn es nur zu ihrem Besten ist.
Sorry, aber bei dem Bodyguard musste ich irgendwie an Jesper denken… und *schluck*
Ob Esther das so gut findet… Ich weiß nicht. Aber irgendwie ist es auch voll süß von Eric.