Ich hatte nicht gedacht, dass es sich so anfühlen würde. Ella im Arm zu halten, weckte Gefühle in mir, von denen ich nicht mal gewusst hatte, dass ich sie besaß. Es war nicht nur so, dass ich sie jetzt schon abgöttisch liebte. Es war, als würde ich selbst zu Liebe werden, als würden all meine inneren Dämonen auf einen Schlag verstummen, weil sie wussten, dass das hier größer war, als sie alle zusammen. Größer als ich selbst, größer als alles, was ich bisher gekannt hatte.
Fasziniert betrachtete ich ihr perfektes kleines Gesicht. Sie hatte die Stirn leicht gerunzelt, als ob sie gerade über etwas sehr Ernstes nachdenken würde. Esther hatte sie gestillt, danach hatte ich sie baden, wickeln und anziehen dürfen. Wahrscheinlich hatte ich mich wie der letzte Trottel dabei angestellt, aber die matronenhafte Krankenschwester hatte mit einem Lächeln darüber hinweggesehen. Sie half mir, diese winzigen Ärmchen und Beinchen in die richtigen Löcher zu packen, bis ich nun endlich dieses duftende Bündel Baby im Arm hielt.
Am liebsten hätte ich sie nie wieder losgelassen.
„Da draußen gibt es eine Menge Leute, die dich kennenlernen wollen“, erklärte ich ihr leise, während sie mich schläfrig ansah und schließlich so entzückend gähnte, dass ich einfach grinsen musste.
„Du kannst ein paar von ihnen ruhig hereinholen“, murmelte Esther, die selbst nach der anstrengenden Geburt noch wunderschön aussah. „Aber sieh zu, dass nicht alle auf einmal kommen.“
„Okay.“ Ich wiegte unser Baby sanft im Arm, als ich durch das Zimmer ging und Esther einen Kuss gab. „Mami will, dass ich die anderen dazu hole. Vielleicht solltest du ihr sagen, dass das keine so gute Idee ist.“
„Ich finde das sogar eine fantastische Idee“, erklang Flos Stimme von der Tür. Mit Ella im Arm drehte ich mich herum und schüttelte den Kopf, als ich sah, wie Esthers beste Freundin durch den Spalt ins Zimmer lugte. „Dürfen wir sie endlich sehen? Dürfen wir?“
„Okay. Aber nicht alle auf einmal.“
„Natürlich nicht.“ Flo öffnete die Tür und in Windeseile war der Raum voller Menschen. Chris klopfte mir lächelnd auf die Schulter, Zoe gab mir grinsend ein High five und Esthers Mom schlug sich mit Tränen in den Augen die Hände vor den Mund, während ihr Dad Esther einen Kuss auf die Stirn drückte. Wenigstens waren die Tanten und Onkel draußen geblieben.
„Reife Leistung“, bemerkte Aron, nachdem er und die anderen Jungs einen Blick auf unsere kleine Schönheit geworfen hatten.
„Das reicht jetzt“, schmiss ich sie nach ein paar Minuten aus dem Zimmer, da gefühlt jeder sie in den Arm nehmen wollte. „Esther braucht Ruhe. Und Ella auch.“
„Schade, dass das mit der Hochzeit nichts geworden ist“, seufzte Zoe, die neben der Tür an der Wand lehnte. „War ein echt cooles Kleid.“
„Dafür haben sie jetzt aber was Besseres“, bemerkte Chris neben ihr.
„Das mit der Hochzeit könnten wir noch nachholen, wenn ihr wollt.“ Der Vorschlag kam von Simon.
Irritiert blickte ich ihn an. „Wie meinst du das?“
Er zuckte mit den Schultern. „Ich bin zertifizierter Friedensrichter. Falls du Esther also hier in Anwesenheit dieser Zeugen heiraten möchtest, können wir das erledigen.“
„Während ich im Bett liege?“, fragte Esther mit großen Augen.
Flo schmunzelte. „Auf diese Weise wird wenigstens der Großteil dieses schrecklichen Nachthemdes verdeckt.“
Esther streckte ihr die Zunge raus und Flo lachte.
Dann blickte mich die schönste Frau der Welt an. „Willst du es tun?“
Einen Moment lang sah ich mich um. Sah auf die vielen Menschen, die hier waren und mir am meisten auf der Welt bedeuteten. Mit Ella im Arm ging ich zu Esther und legte ihr unsere Tochter sanft auf die Brust. „Willst du es denn?“
„So kannst du wenigstens unseren Hochzeitstag nicht vergessen“, neckte mich Esther schmunzelnd, während sie Ella liebevoll zudeckte. „Es sei denn, du vergisst auch gleichzeitig den Geburtstag unserer Tochter.“
„Unschlagbares Argument“, erwiderte ich grinsend, bevor ich mich zu den anderen umdrehte. „Wir tun es.“
„Perfekt.“ Simon strahlte von einem Ohr zum anderen. „Hat irgendjemand an die Ringe gedacht?“
„Ich habe sie.“ Chris fischte lächelnd das Kästchen aus seiner Jackettasche und öffnete es. Beim Anblick des zarten goldenen Eheringes, den ich für Esther ausgesucht hatte, seufzte sie leise. „Ich liebe diesen Ring.“
„Ich liebe dich“, gab ich ebenso leise zurück.
Simon setzte eine gewichtige Miene auf und stellte sich vor das Bett, während Chris und Flo die Seiten rechts und links von uns einnahmen.
„Eric“, begann er dann. „Seit ich dich kenne, läufst du wegen dieser Frau so gut wie jeden Tag mit Herzchen in den Augen herum. Ich kann euch sagen, ich habe noch nie jemanden getroffen, der tiefer liebt, als ihr einander. Heute hat Esther dir eine wundervolle Tochter geboren. Deshalb frage ich dich, Eric: Willst du Esther zu deiner Frau nehmen, willst du sie lieben und ehren und immer zu ihr stehen, ganz egal was passieren mag?“
Meine Augen tauchten ein in den funkelnden Blick von Esther. „Ich will“, flüsterte ich.
„Und du Esther? Willst du Eric zu deinem Mann nehmen, ihn lieben und ehren und immer zu ihm stehen, ganz egal, welche Stürme das Leben noch für euch bereithält?“
„Ich will“, hauchte sie. „Es gibt nichts, was ich lieber will.“ Ihr Lächeln traf mich mitten ins Herz, das bei ihrem Anblick vor Liebe schier überquoll.
„Ich hatte gehofft, dass du das sagst.“ Simon grinste. „Dann erkläre ich euch Kraft meines Amtes zu Mann und Frau. Eric, du darfst die Braut jetzt küssen.“
Und das tat ich.
Liebe Leserin und lieber Leser!
Nach drei bewegenden und wunderschönen Jahren geht unser Blogroman zu Ende. Es ist vielleicht kein Abschied für immer, aber auf alle Fälle ein Abschied für diesen Moment.
Wir entlassen Eric, Esther & Ella jetzt in ihr zukünftiges Leben und sind uns sicher, dass es genauso wunderbar und strahlend sein wird, wie wir uns das für sie wünschen.
Euch allen möchten wir für das großartige und herzerwärmende Feedback danken, das in Form von Kommentaren, Facebook-Nachrichten und E-Mails regelmäßig bei uns eingetrudelt ist. Es war uns eine Freude, diesen Weg gemeinsam mit euch zu beschreiten und wir hoffen, ihr habt die Zeit ebenso sehr genossen wie wir.
Unseren „Acht Sinne“-Lesern möchten wir noch einen ganz besonderen Dank aussprechen. Nämlich dafür, dass ihr euch darauf eingelassen habt, die Lebensgeschichte von Esther & Eric zu verfolgen, nachdem ihr die beiden schon unter den Namen Lee & Ben in der magischen Welt der „Acht Sinne“ kennengelernt habt. Zur Erklärung: Esther & Eric sind die menschlichen Ichs von Lee & Ben aus den Acht Sinnen.
Immer wieder wurden wir gefragt, warum „Groupie wider Willen“ hier eine andere Wendung nimmt als in den Acht Sinnen. Während Esther dort nämlich bei ihrem Autounfall als Mensch stirbt und als Lee in der Sinnlichen Welt wiedergeboren wird, überlebt Esther den Unfall in der vorliegenden Fassung. Hier möchten wir nur auflösen, dass der Blogroman von Anfang an den Untertitel hatte: Was wäre, wenn …
Was wäre, wenn Esther bei dem Unfall nicht gestorben wäre? Was wäre, wenn ihr und Eric ein gemeinsames Leben als Menschen vergönnt gewesen wären? „Groupie wider Willen“ erzählt diese Geschichte – von dem Leben als Menschen, das Esther & Eric in unserer Acht Sinne Fantasy-Saga niemals hatten.
Wir sagen Danke für die wundervolle Zeit mit euch und hoffen, ihr habt die Geschichte ebenfalls genossen!
Alles Liebe, eure Rose Snow
❤️Liebe Ulli, liebe Carmen❤️
Ich finde es riiiiiiiiiiesig toll, dass ihr so einen guten Blogroman geschrieben habt. Ich habe leider erst vor etwa einem Jahr euren Blogroman entdeckt. Schnell habe ich alle (damals etwa 120) Teile von beiden
durchgelesen und auch fast alle kommentiert. Ich war sehr erschrocken, als ich beim letzten Teil ankam und merkte, wie es ist, wenn man auf jeden Teil wieder warten muss. Als jedoch die Nachricht kam, dass die Geschichte zu Ende geht, war ich zuerst einmal traurig. Doch jetzt finde ich, dass es ein gelungener Abschluss war.
Vielen Dank dafür und liebe Grüsse Valérie
Liebe Valérie, danke für deine schöne Rückmeldung! Das freut uns wirklich sehr!
Alles Liebe!
Zuende ??. Es war eine wunderschöne Geschichte die mich jede Woche begeistert hat. Ich habe es genossen den Roman in wöchentlichen Abschnitten zu lesen, so konnte ich mich immer auf etwas freuen. Würde mich freuen von den beiden wieder zu hören. Sie könnten ja vielleicht alle gemeinsam sterben und dann in die Welt der Sinne als Familie kommen ?. Alles liebe und gute und schreibt weiter so flüssig und spannend. Claudia
Danke, liebe Claudia!
Vielen Dank für die schönen Jahre, die ihr mir geschenkt habt. Wahrscheinlich werde ich jetzt von vorne beginnen und jeden Dienstag und Freitag ein Kapitel lesen, weil es schon zur Routine geworden ist und ich es nicht missen will.
Vielen, vielen Dank!
<3 <3 <3
die 8 Sinne muss ich glaub ich jetzt nochmal lesen <3 Habe ich es überlesen oder erfährt man dort, wie es zu Ben gekommen ist?
Liebe Andrea,
in den Acht Sinnen (im fünften Band) wird Erics Tod erwähnt. ACHTUNG SPOILER
…
…
…
Er ist nach Esthers Autounfall an einer Überdosis Drogen gestorben, man weiß allerdings nicht, ob es ein Unfall oder Absicht war.
Eine tolle Geschichte. Ich freute mich immer, wenn der nächste Teil gemailt wurde und hab natürlich das Buch gelesen und dann trotzdem auch den Blog gelesen. 😉
Das ehrt uns sehr, liebe Beate!
Ich schließe mich den Kommentaren an und kann nur unterstreichen wie toll die Geschichte ist. Sie gibt mir den Mut, dass trotz der Tiefen im Leben auch die Höhen kommen werden. Ich weiß, der Spruch ist abgedroschen, aber, wie Eric oder Chris, weis nicht mehr, mal gesagt haben, ist er es, weil er wahr ist. Wow, einfach nur Danke für eure Geschichten, danke dass ihr auch solchen buchsüchtigen gelddürftigen Schülern wie mir, keinen Mangel an Lesebedarf zulasst. Ich freu mich schon auf eure nächsten Bücher.
Liebe Grüße, Isi Marrix
PS: Ich war auch bei den Steinkreisen, allerdings in Schottland und konnte dem Drang nicht wiederstehen den Stein mal zu Berühren. Leider hab ich dadurch keine Kräfte bekommen !)
Liebe Isi,
danke für dein wundervolles Feedback! Es freut uns riesig, dass wir dir eine Freude machen konnten. Und was den Steinkreis anbelangt: vielleicht hast du Kräfte bekommen, von denen du jetzt noch gar nichts ahnst 🙂
Auf eine zauberhafte Zukunft!
Alles Liebe, Ulli & Carmen
Vielen Dank ihr Lieben für diese wunderschöne Geschichte! Ich habe alle Teile aufgesogen und genossen, perfekt geschrieben! Ich könnte noch ewig weiterlesen, finde das Ende aber ebenfalls gelungen und kann mich damit gut arrangieren :). Danke für eure Kreativität und die wunderschönen Bücher, die ich bislang alle verschlungen habe (und ich bin keine Schülerin mehr ;)).
Liebe Grüße, Jana
Liebe Jana,
vielen Dank für dieses wunderschöne Feedback! Das freut uns sehr!
Alles Liebe, Ulli & Carmen
Hey Ihr beiden,
auch wenn es etwas später als das der anderen kommt, wollte ich mich dennoch einmal bei euch für diesen wunderbaren Blogroman danken. Er ist meeeeeeeeeeeegaaa!!!
Ich hatte ihn vor circa einer Woche entdeckt und ganz schnell durchgelesen. Ihr schafft es wirklich einen richtig in den Bann zu ziehen. Auch wenn man manchmal verzweifelt ist vor den ganzen Problemen der Beiden, habt ihr ihn super humorvoll, cool und spannend geschrieben.
Auch wenn es keine fantastische Welt war, fande ich es schön noch einmal mehr von Lee und Ben zu erfahren. Ich hoffe ihr schreibt nochmal so eine Reihe wie die Acht Sinne!
ich habe mittlerweile fast alle Bücher von euch durchgelesen und freue mich riesig auf Lesenachschub!
Wenn ich mich nicht irre, hattet ihr zwischendurch einmal eine Version in der „menschlichen Welt“ von Lorcan gemacht?… Oder liege ich da falsch? Wenn ja, schreibt ihr daran weiter, oder war dies nur ein kurzer Einblick?
Ich danke euch für die wunderschönen Lese- Erlebnisse
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Laila
Ich liebe 8 Sinne mit Lee und Ben und der Schluss hier, den liebe ich auch ❤️ Tränchen in den Augen
Liebe Sylvia, das freut uns sehr! Genauso soll es sein!
Eine kleine Info am Rande: In der Fantasy-Anthologie ELEMENTS OF LOVE (erscheint am 3. Mai bei everlove) sind wir ebenfalls mit einer Kurzgeschichte vertreten, die euch zurück in die Sinnliche Welt führt, als eine zielstrebige Wachsamkeitsträgerin namens Erin in eines von Simeons unzähligen Häusern einbricht … 🙂
Viele liebe Grüße,
Ulli & Carmen