Nachdem Eric mich zu Hause abgesetzt hatte, klingelte ich bei meiner Nachbarin. Es dauerte nicht lange, bis ich ihre Schritte hörte und sie ihren Kopf mit den kurzen roten Haaren bei der Tür herausstreckte.
„Ja?“, fragte sie und sah mich überrascht an. „Was machen Sie denn hier, Schätzchen? Ich dachte, Sie wollten mal raus aus der Stadt?“
Ich nickte. „Wollte ich auch. Aber jetzt würde ich mir gerne meinen Kater abholen.“ Sie sah mich mit besorgter Miene an und ich setzte hinzu: „Irgendwie brauche ich ihn gerade.“
Mit Newton ihm Arm ging ich kurz darauf die Treppe hoch zu meiner Wohnung. Dabei drückte ich meine Nase in sein schwarzes Fell und versuchte, mich wieder ein bisschen mehr wie ich selbst zu fühlen. In den letzten paar Tagen war so viel passiert, dass mir der Kopf schwirrte. Zuerst die Sache in der Uni, dann Erics Geständnis und jetzt auch noch die Presse. Obwohl ich versuchte, das alles nicht zu nah an mich ranzulassen, merkte ich doch, wie sehr es mich beschäftigte. Ich hatte mich gerade mit meinem schnurrenden Kater auf dem Sofa niedergelassen und streichelte über sein weiches Köpfchen, als es an der Tür klingelte. Genervt schloss ich die Augen. Ich wollte jetzt nicht aufstehen, wollte niemanden sehen und niemanden hören.
„Esther? Bist du zu Hause?“, drang Flos Stimme durch das Holz und sie hämmerte so fest gegen die Tür, dass Newton erschrocken von meinem Schoß sprang.
Mit einem Seufzen stand ich auf und ging zur Tür.
Sie hatte schon wieder die Faust zum Klopfen erhoben, als ich ihr mit Schwung öffnete.
Flo hielt mitten in der Bewegung inne und starrte mich an. „Hey“, sagte sie dann.
„Hey“, sagte ich zurück.
„Lässt du … lässt du mich rein?“ Ihre Stimme klang kleinlauter als sonst und mir war auch klar, warum.
Stumm trat ich einen Schritt zur Seite und ließ sie in mein winziges Vorzimmer.
„Ich hab ungefähr siebentausend Mal versucht dich zu erreichen“, sagte Flo, nachdem ich die Tür wieder geschlossen hatte. Sie holte tief Luft. „Ich hab … ich hab gehört, was in der Uni passiert ist.“
„Du meinst, dass Eric unseren Dozenten verprügelt hat?“, fragte ich und ging wieder zurück zum Sofa, wo ich mich setzte. „Ich habs nicht nur gehört, ich war sogar live dabei.“
Flo kam um den Couchtisch herum und setzte sich zu mir. „Es tut mir so leid, Esther“, flüsterte sie. Dabei schüttelte sie den Kopf. „Ich wollte es ihm nicht erzählen, wirklich nicht.“
„Aber irgendwie hast du es trotzdem getan, oder nicht?“, fragte ich und konnte nichts dagegen machen, dass meine Stimme schärfer wurde. „Ich wollte ihm das selbst sagen, Flo.“
Sie nickte. „Ich weiß. Es tut mir leid. Da war nur diese furchtbare Sache im Netz und ich konnte dich nicht erreichen und dann habe ich mit Eric geredet und er … er hat gemerkt, dass da noch was ist.“ Flo holte tief Luft. „Ich weiß nicht wie, aber er hat es irgendwie aus mir rausgekitzelt. Es tut mir so leid, Esther.“ Sie biss sich auf die Lippe und sah so schuldbewusst aus, dass mein Ärger langsam verflog.
„Schon gut“, murmelte ich schließlich. „Ich glaub dir, dass du es nicht mit Absicht gemacht hast.“ Dann stockte ich. „Aber was meinst du mit furchtbare Sache im Netz?“
Flo schnaubte und holte ihr Handy aus ihrer Handtasche. „Hast du das noch gar nicht gesehen?“, fragte sie dann und hielt mir ihr Telefon unter die Nase. Mit gerunzelter Stirn nahm ich es in die Hand. Es zeigte die Website desselben Klatschmagazins, das mich auch als hässliche Cousine bezeichnet hatte. Darauf war ein Bild von mir zu sehen, auf dem ich einfach furchtbar aussah. Ungläubig starrte ich darauf. Es musste von dem Typen stammen, der mich nach meinem Besuch in der Apotheke fotografiert hatte.
„Ich dachte, du hättest dich deshalb totgestellt“, murmelte Flo und nickte auf die Headline: Eric Adams spielt in Vegas einen Song für eine ganz besondere Frau – bitte lass es nicht die hier sein.
Ich musste schlucken und gab ihr das Telefon zurück.
„Ich hab mich nicht totgestellt, ich hatte nur mein Handy ins Klo geworfen“, murmelte ich und verstand langsam, was es mit dieser ganzen Pressegeschichte auf sich hatte.
„Diese Arschlöcher“, fauchte Flo in diesem Moment. „Du warst krank, das sieht man doch auf dem Foto. Die sollen mir mal eine Frau zeigen, die super aussieht, wenn sie krank ist.“
Ich sagte nichts, während ich die Schlagzeile in meinem Kopf wiederholte.
„Hey“, murmelte Flo und griff nach meiner Hand. „Hey, du weinst doch nicht etwa?“
Ich holte tief Luft und schüttelte den Kopf, obwohl meine Augen mit Sicherheit verräterisch glänzten. „Stimmt es denn?“, fragte ich dann leise. „Hat Eric in Vegas wirklich einen Song für mich gespielt?“
Flo sah mich kurz irritiert an, bevor sie zu lächeln anfing. „Aber ja, Youtube ist voll davon! Sag bloß, das hast du auch noch nicht gesehen?!“
Oh Mann, Esther ist momentan so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie gar nicht mitbekommt was um sie herum geschieht. Leider kommen nur die schlechten Dinge richtig bei ihr an, mit Ausnahme des Liebesgeständnisses von Eric natürlich.
Hoffentlich biegt das wieder alles zurecht, dass sie wieder glücklich sein kann.
Esther tut mir sooooooo leid. Immer diese Anschuldigungen sie wäre zu hässlich für Eric. Die sollten selber mal in den Spiegel gucken. Außerdem sollten die mir auch(genau wie Flo) mal eine Frau (oder überhaupt jemandem) zeigen die bei einer Erkältung gut aussieht. Natüröich jetzt nich due die sich mit Botox vollgepumpt oder 10 Tonnen Make up im Gesicht durch die Straßen renne und dadurch keine Anzeichen zu erkennen sind.
Das ist voll mies!!!!